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Ob sie beim Lesen Freude macht, weiß ich nicht,
es kommt darauf an.
Ich wünsche jedenfalls ein erholsames Betrachten.
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Ἦρος ἄγγελος ἱμερόφωνος ἀήδων
Sappho 6.Jh.v.Chr. (Des Frühlings Botin mit sehnsuchtsvoller Stimme die Nachtigall)

Diario IV-V1963-64

              Tulipe

D'un vert transparent au soleil
et qui, innocent à jamais
n'aurait indiqué dans un frais
de sang un phénomène pareil,

une fleur comme du ciel se dégage
dont elle chante les rougeurs ...

       Dinge

Sanft ins Gesicht
getreten
lockend in Licht
getränkt,
bis in die Schicht
der Mitte
   geht es und spricht:

Vase - irgendeine
weiß oder blau, wenn nur
innen ein wenig Schwere
Erinnerung dunkler Heimat -
gelöst dann: Blätter und Blüte
drei und fünf.

Welkend versinkt
ins Dunkel
es und ertrinkt
im Blut
kreist es und klingt:

Grün wie Milch und drei
doch ohne Schatten der Erde
schön und vorbei
als werde
nie dieser Stiel
aus ihm entstehn
treiben sie ganz nebenbei
fast ohne zu ahnen das Ziel
und ganz getränkt vom Vergehn.

Ein lächelndes Spiel
aus Licht und aus drei.


        d-moll

Ohne dich zu bitten,
wie beim ersten Male,
ernst bis zum Finale
jedes Glück durchlitten.
                                              
                                               Freitag, 13.3 64.

Du stiller Äther! immer bewahrst du schön
  Die Seele mir im Schmerz, und es adelt sich
      zur Tapferkeit vor deinen Strahlen,
                   Helios! oft die empörte Brust mir.
                                                   Hölderlin, Die Götter

Pablo Picasso  Knabe mit Hund

Wenn gemischt im Mund
der Gezeiten blau
rot und weiß ins Grau
konvergieren und

dicht gefügt als Grund
wesenlose Winter
Mauern türmen hinter
ihm in einen Bund,
dann, oh wäre mir
dann gewährt ist gut,
leicht die Hand dem Tier

warm, ein früher Regen
wo die Weiße ruht
leicht ins Braun zu legen.

   Mythisches Dreieck
              I
Früh dem braunen Land
- kaum ein Schoß - als Dunst
rein gefällt zum Rand
Leidens, wie durch Kunst

zwischen eins und sieben
hart gespannter Bogen
von der Sonne eingesogen
tief ins Blau getrieben

wandert er - verdichtet
ungefähr im Strom
zwiefach ausgerichtet
weiß wie Absalom

                                                 Saarlouis, 5.4.64
  Moments de soleil

Augenblicke öffnen sich Uns
aus Licht, aus Verlangen, Dich
im Silberspiegel gefangen, ferne
Dich mit Händen zu bilden:
weiche Konturen:
Hügel Täler Ebenen Schluchten
rot und Wald
bannen -
So stehst Du im See
so nah,
und rufen mein Clavichord
so schön, so schön
bist Du.


Ob schwerer nebel in den wäldern hängt:
Du sollst im weiterschreiten drum nicht zaudern.
Sprich mit den bleichen bildern ohne schaudern.
Schon regen sie sich sacht hinangedrängt.

Wenn gras und furche auf dem pfad versteinen,
Gehäufter reif die wipfel beugt, versteh
Zu lauschen auf der winterwinde weh
Die mit den welken einsamkeiten weinen.

So hältst du immer wach die müde stirn
und gleitest nicht herab von steiler bösche
Ob auch das matt erhellte ziel verlösche
Und über dir das einzige gestirn.
                                               22.IV.64
Da liegen so viele Steine in mir, Felsblöcke und viele, viele Feldsteine. Alle, die mich besuchen, wollen mir etwas zurücklassen und ich werde immer schwerer. In Gold kann man das nicht alles umwandeln; ich schlage mir ja immer einige Kanten heraus, wenn ich einen Ring bilde, aber man kann nicht alles verarbeiten und auch nicht so viel. Und so türmen sich Halden.

                                               Bonn, 26.IV.64
      Mythisches Dreieck                         
              II
Wie Landschaft wo das Lied
das Rot von innen her
die Form die rein und schwer
die Erde webt, durchzieht

liegt es: Konturen von
geneigt erblühten Tönen
die Grund und Licht versöhnen
Dreieck - dunkles Tainaron

dort steigen unter Föhren
die Wege ab zum Garten
der Rosen die es hören
den nahen Quell und warten

                                               München, 1.V.64
                III
Wolke Quell doch weiß
wenn auch innen mehr
Lust, die steigt, doch eis-
farben kalt scheint er,

und senkrecht in dem Land
wo alles liegt und fällt
selbst Hügel  nicht ein Band,
das ihn im Arm erhält,

ihn zerteilt in Linien die der
Sonne, Kreis ins nichts
dienen rot als Lider -
Harfe des weißen Licht

                                               2./3.V.64

    Et l'or de leur corps - Paul Gauguin

Und das Gold ihrer Körper -
Wo blüht es?
Trunken die Farben der Nähe
und glühend
doch kühl und ruhig
der Grund wo sie lagern
kühl und kühn wie ihr Blick
und die Hände
die ruhen wo sie auch sind
ob an der Wand zwischen Knie und Schoß
in der Welle des Sandes
oder auch in den Mulden der Brust
aus denen die Lust steigt.

Alles fällt dort in Kurven
die rufen -
         den roten Gesang.   

                                               3.V.64
Stellen Sie sich einen Malte vor, der in diesem für ihn so furchtbaren Paris eine Geliebte oder selbst einen Freund gehabt hätte. Wäre er dann wohl je so tief in das Vertrauen der Dinge eingetreten?   Rilke, Briefe

                                               Lenbach-Galerie, 9.V.64
Längst schon am Strand
des gewesen
einmal gekannt
als Blüte
über den Rand
anonym zu
Sein wie ein Sand         
Kreis der leicht gewunden
bis zum Rand gefüllt
vom Raum den es umhüllt
Erde in das Rot gebunden

fünf - oh herb kredenzt
reine Dissonanz:
rot von weiß begrenzt
                                               12.V.64

Steigt im gelben Glas
 innen dort das Zeichen
drei - ins Schwere reichen
dann in zweien ganz

Obelisken künf-
tig geschaut  als
drei gefügt in fünf

J.Giraudoux, <Undine> im Residenztheater gesehen 16.V.64

Mephisto zu Dryas
Man denkt an das, was man verließ,
Was man gewohnt war, bleibt ein Paradies.
        Goethe, Faust 2Vers 7963

<Mon amitié est vive encore, malgré l'absence>
                                                 G.Apollinaire
             Du
Sonne und oft Same des inneren Prozesses. Hier der Ertrag. Ausgereiftes und Unreifes, in der Folge, wie es wuchs, in der Werkstatt der Blauen Bücher unserer Zeit. Unsere Gedichte, unsere Erlebnisse <verwandelt weiß was rot / ist Mond und Welt und Du>.

                                               19.V.64
Das Licht ist die Urkraft der sinnlich-ästhetischen Welt, so wie die Wärme die der organischen. Ich muss dem auf den Grund kommen.
Das zu verwandeln: den Regen, das Gewitter, das einen an den Wurzeln packt, und das: die bittere Sehnsucht, das Weh, die ungedämpfte, unbefriedigte Lust. Man müsste ein Instrument haben.
                                               20.V.64

   Die Hand
         I
- es ist nur Deine
nein, nicht sie halten,
nur von fern das kleine
Verzweigen der Falten
zu streicheln, und keine
gesättigte Brust
übersteige die reine
gestaute Lust
sie zu gestalten.

Manchmal werden die kleinen, unscheinbaren Wörter, leicht hingesprochen, so stark, so eindringlich - wie auch die kleinen Dinge und Gebärden


        Dichten
In der Quelle des Lichts
scheide: Auge und Blut,
rein, baue den Mut
bloß zu schauen - nichts
schmecke dir weh oder gut
im tiefen Zug des Gesichts.
                                               25.V.64

Gesang, wie du ihn lehrst, ist nicht Begehr,
nicht Werbung um ein endlich noch Erreichtes;
Gesang ist Dasein. Für den Gott ein Leichtes.
                                                 Rilke
             II
    La paume
Innen oh Nacht
dunkler Wind
sanft eine Macht
ungeahnt im Entkleiden
von Lust die rinnt
vertausendfacht
im Bett ihrer Weiden
münden wo Quellen sind
und gestiegene Pracht.


Ach, da wir Hilfe von Menschen erharrten,
stiegen Engel lautlos, mit einem Schritte hinüber, über das liegende Herz   Rilke


         allein
Nacht - außen
waagrecht und mondlos
Verlust Verlassenheit
von allein
Konturen und gestern
Ich nenne Dinge, doch es ist nichts.
– Eben!


Szene über die Sprache

A: Worte?
B: Ja. Worte. Einfache Worte.
A. Aber was soll aus ihnen werden?
B: Was sie sind: Schriftzeichen, Klang und eine Anzahl von       Deutungen, Inhalt.
     Stelle eines vor dich hin, wie eine Plastik, eine Rundplastik. - Nenne eins!
A: Herbst