Ciao!

Ich freue mich, dass Sie meine Seite gefunden haben.
Ob sie beim Lesen Freude macht, weiß ich nicht,
es kommt darauf an.
Ich wünsche jedenfalls ein erholsames Betrachten.
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Ἦρος ἄγγελος ἱμερόφωνος ἀήδων
Sappho 6.Jh.v.Chr. (Des Frühlings Botin mit sehnsuchtsvoller Stimme die Nachtigall)

Montag, 16. Juli 2012


9 Gedichte
Aus neueren Tagebüchern



Voll Leben
herum lungern,
frei schweben,
hier und da
hin schauen,
zugreifen,
eingreifen und weg,
planlos.
 

Kap Arkona
Um uns
ganz normales Land
ohne Regung
Felder mit Sanddorn
Baumgruppen
im Herbst
nur der Wind drängt 
- aber schon
wächst das Rauschen
vom Meer
und über den Wellen
     - Möwen –
in all ihrer Bedeutung
stehen im Wind
fallen mir ein
parallel zum Horizont.




Paul Verlaine, Poèmes saturniens (p.141)
    Wie blau war er, der Himmel, und wie groß die Hoffnung.
    Die Hoffnung floh, überwältigt, zum schwarzen Himmel.

   So liefen sie durch die schwankenden Haferfelder
   Und nur die Nacht hörte ihr Reden.



  Gipfel –

die Angst
zu versagen
vorher
danach
(betretenes Schweigen)
schweigsam
beim Abstieg
es nicht geschafft zu haben
den winzigen Schritt
zwischen
Ich – Nicht - Ich
Sein und Nicht-mehr-sein
Stattdessen
sorgsam gesetzt
den sichern Schritt
damit man sich nicht stoße
zwischen die Steine
in die geschenkte Zeit.



Angst

nur zu denken –
das Tor
öffnet sich lautlos
ganz lautlos
schieben sich die Flügel
und
ein tritt
das Schreckliche
unausweichlich
-alltäglich.





 Aufstehen
Lass deine Hände am Morgen
   eine Weile frei im Raum spielen
wirf einen Blick ungezwungen durchs Fenster
   einen Ausschnitt deies Alltags
bring ein paar Töne zum Klingen
   und Verse Worte unverrückbar
mit warmer Hand gesetzt
   lassen ein Bild zurück
               - atmen
             aufatmen.



  Traum von Wirklichkeit

Man meint es sei  so
der Boden sei fest
er trüge dich
die Mauern stünden auf Dauer so
das Haus hier schütze
die Wände wärmten
die Verhältnisse
- immerhin erträglich
      
          aber

wenn nun der Boden nur Papier wäre
die Mauern zerfielen
einfach so
auch ohne Trompetenstöße
das Haus in Staub fiele
die Wände zerstieben
die Verhältnisse sich lösten?

Nackt und frierend
im Leeren
bleibst Du.


     Momente

schöner grauer Julitag
Regen prickelnd nass und kalt
aber der große Ofen wärmt
aus zwölf Saiten
sprudelt romantische Musik
da murrt es sich so herrlich
wenn „ein starker Duft
von Nachtviolen und Rosen…“
   geh nur nach Haus, Julie,
   Du findest dort:
   das kalte Grau
   birgt den dunklen süßen
         Mandelkern –
Dort lass dich ein. *
*Zitat aus E.T.A.Hoffmann, Lebensansichten des Katers Murr

      Musik

Wenn um mich herum
sogar die Mauern
etwas nachgeben
auf einmal
und der Boden schwankt

Oh, welche Chance!
Jetzt ist es besser rot
ja, auf rotem Papier zu schreiben
das trägt und schwillt
    fliegt davon

Nächtens geht es fester
in einem andern Raum
in der anderen Zeit
treibt mich die Sehnsucht
          unglaublich
jetzt im Spätherbst

Nur die Stimmen hören
einfach die Stimmen nur
- jetzt dringen  sie ein
in der Nacht
in der Stille des Wassers
zieht es hinab
in die Dunkelheit