Dion (Olymp), 20.5.11
Als ich vor zwei Tagen auf dem
Zeltplatz in Kalamitsi um halb vier morgens zur Toilette gegangen war, lag ich
lange wach und hörte dem Vogel zu, der über dem Zelt im Felsen unermüdlich neue
Lieder erfand, eine Nachtigall, unglaublich – um noch ein wenig schlafen zu
können, musste ich mir die Ohren mit den Stöpseln verstopfen, auch weil die
Brandung immer stärker wurde.
Donnerstag. Aufbruch.
Schöne Fahrt durch Sithoniá zur
Ostküste der Chalkidikí – teilweise bekannt schon von der erlebnisreichen Fahrt
am Vortag, die mit einer Reifenpanne begonnen hatte – große Aufregung:
Reifenpanne ohne Ersatzrad! Ein Mann vom Zeltplatz kam uns zu Hilfe, als wir
noch da saßen und uns anhand des Renault-Buches zu informieren versuchten, was
zu tun sei. Er kannte diese Technik mit dem Füllen des platten Reifens mit
einer Tube Klebmaterial auch nicht, war aber schnell im Begreifen; ins Ventil
und elektrische Leitung in den Zigarettenanzünder. Auf seinen Rat hin fuhren
wir zu einer Tankstelle im nächsten Ort, wo der Fachmann das Rad von Hand
abmontierte – und einen 10cm langen Nagel rauszog; er flickte die Stelle und
wünschte uns eine gute Fahrt.
Wir fuhren mit gemischten
Gefühlen nach Olynthos, der merkwürdigen Stadtruine zwischen Sithoniá und
Kassandra; sie wird schon bei Thukydides erwähnt.
Agora von Pella, Hauptstadt Makedoniens |
Egnatia an Saloniki wieder vorbei nach Pella, der makedonischen Hauptstadt, Museum und Ausgrabungen zu besichtigen, dann in dem einzigen Hotel der Gegend, nach unserem Buch, ein Zimmer nehmen, unabhängig vom Wetter. In Pella suchten wir vergeblich nach dem Hotel, bis ich in einem Café von drei jungen Damen erfuhr, dass noch einige Kilometer weiter an der Straße nach Edessa ein Hotel zu finden sei. Wir fuhren hin und bekamen in dem großen modernen Hotel mitten in der Landschaft ein Zimmer, fuhren dann schnell nach Pella zurück, weil in unserem Buch stand, dass Museum und Ausgrabungen bis 19.00 geöffnet seien. Wir standen dann vor einem großzügigen Neubau, erfuhren von einem Mann, der zufällig vorbei kam, dass das Museum von 8.00 bis 15.00 offen sei, wir sollten es doch einmal an der Ausgrabungsstätte probieren. Dort war auch geschlossen, aber ein Mann saß da in einem Kontrollhäuschen; er hörte sich zuerst geduldig alles an, was ich auf Griechisch schimpfen konnte, meinte dann ganz ruhig, ich solle doch nicht so viele Worte machen, er sei ja da und da sei der Eingang und wir könnten nach Herzenslust eintreten und uns umschauen – nachdem alles auf Griechisch geklärt war, fing er in Deutsch an zu erzählen, dass er 10 Jahre in Hamburg Fußball gespielt hat. Wir schauten uns also um und staunten über die riesigen Ausmaße der Ausgrabungen. Die schönsten Fundstücke jedoch, nämlich die Bodenmosaiken bekamen wir erst am nächsten Morgen zu sehen im Museum, das tatsächlich in der Früh schon aufmachte und dann auch von vielen Leuten, vor allem auch Schulklassen besucht wurde.
Wir hatten nach dem Frühstück
im Hotel schon alles gepackt und fuhren nach dem ausführlichen Besuch im Museum
gleich nach Vergina, der Stadt, wo die makedonischen Könige bestattet wurden.
Das Museum ist in einem richtigen Tumulus verborgen, in dem das Grab Philipps
II, ein mächtiger ionischer Tempelgiebel, eingebaut ist. Für mich ist das alles
besonders interessant und neu, weil ich diesem Abschnitt der griechischen
Geschichte während meines Archäologie- und Philologiestudiums nie besondere
Aufmerksamkeit geschenkt habe, auch nicht schenken konnte, weil das meiste erst
in den letzten Jahrzehnten, oft durch Zufälle gefunden und dann in langwierigen
Arbeiten ausgegraben wurde und noch wird.
So heute auch Dion, die Stadt
am Nordabhang des Olymp. Gestern, nach dem Besuch in der Königsgräberstadt
Vergina waren wir durch die große Ebene mit viel intensiver Landwirtschaft
gefahren, oft standen ganze Felder unter Wasser. Wir fanden hier südlich von
Katerini zwischen anderen Plätzen, die voll standen mit Wohnwagen und festen
Bungalows, allerdings noch ohne ihre Bewohner, schließlich einen Platz
„Makedonia“, der riesig und ganz leer war. Der Wirt begrüßte uns voller Freude
und lud uns gleich für den Abend ein, mit Valentina aus Minsk und der jüngeren
Oxana aus der Ukraine, seinem Personal sozusagen, zusammenzusitzen und einen
Tsipouro zu trinken. Aus einem wurden dann gleich mehr und man unterhielt sich
heftig, soweit man griechisch konnte und am Schluss war ich ganz schön
beschwipst; aber wir hatten ja das Zelt schon aufgestellt und eingerichtet, bis
dorthin waren es dann nur ein paar Schritte. Wunderlich – außer den
Sanitäranlagen – sind auch die Hühner und der Hahn, die an allem, was wir taten
sehr interessiert waren, schließlich hatten wir ja mitten auf ihrem Platz
gebaut. Am nächsten Tag wurden sie aber doch weggesperrt, nebenan gibt es aber
wohl Truthühner und offensichtlich sogar Pfauen, deren Schreie alle anderen
Geräusche zeitweilig weithin übertönten. Aber auch das Meer, das nur hundert
Schritte entfernt ist, war wieder stärker zu hören, so dass Autobahn und
Eisenbahn weniger ins Gewicht fallen.
Dion, griechisches Theater mit Olymp |
Morgen wollen wir noch hier bleiben, eventuell den Olymp etwas
anfahren. Montag dann nochmal weiter in Richtung Pelion einen neuen Platz
suchen, in der Hoffnung, dort im Meer baden zu können. In einer Woche sind wir
dann in Athen.
Camping „Delphi“, Mi
1.6.11
Zeltplatz "Delphi" über der Bucht von Itea voller Oliven |
Gebadet haben wir ansonsten
zuletzt am Pilion in Kato Gatzea, weiter
nördlich in Kalybia vor dem Olymp wenig, weil das Meer so schmutzig wirkte;
oben in Kalamitzi auf der Sithoniá gingen wir ja nur ganz kurz ins Meer, weil
es uns zu kalt war.
Schlecht geschlafen, habe mich
sehr geärgert, dass ich auch hier wieder mit Stöpseln im Ohr schlafen muss:
Fluglärm, ein Gebläse am Lokal auf dem Zeltplatz, wo wir ansonsten sehr
freundlich empfangen wurden, und wie an allen Zeltplätzen vorher Hundegebell
die ganze Nacht – ich verlor die Lust an Griechenland, am Zelten, an allem. Ich
machte mir intensiv Gedanken über die baldige Rückfahrt.
Athen war sehr spannend und
etwas ermüdend: viele Treffen: Am ersten Abend mit Toula, Moschoula, Afgi und
Jenny in der Plaka; sie empfingen uns wie verabredet in der Nähe des Hotels und
führten uns in das übliche Lokal (Prassí), wobei Moschoula uns im Vorbeigehn
noch das Lokal der Melina Merkouri zeigte. Am nächsten Tag waren wir in
Kokkiniá bei Viktor und seiner Tochter Anastasia; es war schön, ihre Familie
kennenzulernen und sich mit ihnen zu unterhalten, die Tochter (Enkelin von
Viktor also) Wassó mit ihrem Freund Jannis und ihrem Bruder Ilias. Jannis und
Wassó fuhren uns nach reichlichem und leckerem Essen mit ihrem Auto nach
Drapetsona, wo sich Jannis zufällig gut auskannte. Wir trafen in einem modernen
Hochhaus Jorgos mit Anastasia und den beiden Töchtern Irini und Kathy, die uns
sogar überraschend für ein paar Tage in ihre Wohnung einlud, was wir leider
nicht annahmen. Interessant waren auch hier die Gespräche über die
Krisensituation des Landes und die möglichen Ursachen. Am nächsten Tag waren
wir mit Dimos und Sophia in einem Café in der Plaka und abends bei Toula und
Manolis und Irini und Freundinnen. Schließlich am letzten Abend waren wir in
einem Lokal in Peristeri mit Andrianí, Chrysa, Jenny und Moschoula, interessant
und doch auch anstrengend, weil ich mir dauernd hin und hergerissen vorkam.
Athen, Aufstieg zur Akropolis, rechts Nike-Tempel |
Do, 9.6.11 Gasthaus
Überfuhr bei Salzburg-Elsbethen
Delphi, Omphalos, Nabel der Welt |
Abends kam dann das lange
erwartete Gewitter runter – Hille hatte gerade das Abendessen fertig, wir
schlossen also schnell das Vorzelt ab. Beim ersten Anprall des Sturms wurde
jedoch ein Haken vorne in der Ecke herausgerissen; Hille hielt mit aller Kraft
die Ecke des Zelts fest, bis es mir gelungen war, den Haken wieder
einzuschlagen. Dann konnten wir, während sich der Sturm etwas legte, das Essen
fortsetzen, immer wieder erschreckt durch mächtige Blitze und Donner und die
herabstürzenden Wassermassen, die auch unter unseren Füßen unter dem Zeltboden
durchschossen.
Dion, Museum, Grabrelief des 4.Jh.v.Chr. |
Montag brachen wir sehr früh
auf – Hille hatte sich auf ihrer U
hr um eine Stunde vertan, eine weitere Stunde wurde uns „geschenkt“ durch das Überschreiten der Zeitgrenze. So fuhren wir leicht über 1000km und landeten, nachdem wir nach langem Hin und Her unsere Route geändert hatten, abends in „Nova Gradiška“, ca 100km vor Zagreb in einem zu teuren Hotel. Wir tranken auf der Hauptstraße noch ein Bier, Essen war nicht drin, weil wir nur Euro, keine „Kunad“ hatten; wir begnügten uns mit den Resten aus unserer Kühltruhe.
hr um eine Stunde vertan, eine weitere Stunde wurde uns „geschenkt“ durch das Überschreiten der Zeitgrenze. So fuhren wir leicht über 1000km und landeten, nachdem wir nach langem Hin und Her unsere Route geändert hatten, abends in „Nova Gradiška“, ca 100km vor Zagreb in einem zu teuren Hotel. Wir tranken auf der Hauptstraße noch ein Bier, Essen war nicht drin, weil wir nur Euro, keine „Kunad“ hatten; wir begnügten uns mit den Resten aus unserer Kühltruhe.
Salzburg |
Heute machen wir uns auf die
Heimfahrt, die durch mehrere Mails an Anna und Gisela schon angekündigt worden
war.
Es war ja insgesamt eine lange
abwechslungsreiche Fahrt: sieben verschiedene Betten und fünf Zeltplätze, also
doch häufiges Wechseln und doch so lange jeweils verweilen, dass wir die neuen
Orte und Städte und Gegenden „erfahren“ konnten.
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