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Ἦρος ἄγγελος ἱμερόφωνος ἀήδων
Sappho 6.Jh.v.Chr. (Des Frühlings Botin mit sehnsuchtsvoller Stimme die Nachtigall)

Mittwoch, 10. Dezember 2014

Gedicht von irgendwann




     

Poème par hasard

J‘ai un désir vague de t‘écrire une lettre,
comme ça - tout simplement,
des mots, seulement des mots,
sans réfléchir - une lettre sans paroles
si tu veux - les mots sont là,
comme les arbres dans le soleil du midi
un vent calme souffle par les sapins
le sol ensoleillé comme un lit
- siesta -  dans la plaine de Salamanca
je me rappelle bien, oui -
ça me revient pour te le dire
parce que c‘est ton paysage
ton chemin luisant
entre les Forêts Vierges
où je n‘entrai jamais.



Donnerstag, 14. August 2014

70 Jahre "Razzia in Kokkiniá"

 

70. Jahrestag der “Razzia von Kokkiniá“
- auch für uns ein Anlass der Erinnerung


In diesen Tagen jährt sich zum 70. Mal der Tag der „Razzia von Kokkiniá“, in Griechenland überall noch bekannt als Μπλόκο της Κοκκινιάς („Blóko tis Kokkiniás“).  Deutsche Spezialeinheiten hatten an diesem Tag zusammen mit griechischen Polizeieinheiten schon in der Nacht den zentralen Platz in Kokkiniá, einem


„Platz des 17. August 1944“ Benennung des Platzes
  der Razzia in Kokkiniá, einem Stadtteil Athens
Bildunterschrift hinzufügen
Stadtviertel im Südwesten von Athen besetzt. Viktor Skoufalos, einer der Überlebenden,  berichtet darüber: „Es war eines Morgens, am 17. August 1944, ein Donnerstag, als wir laute Stimmen von weitem hörten. Es war die Polizei (‚Efzonen’ [1]) mit Lautsprechern und sie informierten die Leute: ‚Achtung, Achtung! Alle Männer ab 15 Jahren sollen auf dem Platz Osias Xenis erscheinen.’ Die Mutter weckte uns und sagte, dass wir gehen sollten und wenn wir zurückkämen, würde sie uns etwas anderes als Maisbrot hinstellen zum Essen.“ - Dazu kam es dann nicht mehr, Viktor kam erst im Herbst 1945 wieder, denn auf dem Platz mussten sich die Männer, 5 bis 6 Tausend, in Reihen hinknien, dann gingen vermummte Denunzianten durch die Reihen und zeigten auf die Leute, die sie für Mitglieder der ELAS, der griechischen Widerstandsorganisation, hielten. Diese wurden abgeführt und an einer Fabrikmauer neben dem Platz von deutschen Soldaten erschossen, zwischen 100 und 150 Menschen. Nachmittags wurden die übrigen aufgestellt und zum SS-Lager nach Chaïdari geführt, wo schon viele andere Gefangene waren, bis sie zum Bahnhof abgeführt wurden, von wo sie in 14-tägiger Fahrt, in Viehwaggons zusammen gepfercht, nach Deutschland gebracht wurden, der größere Teil nach Biblis zum Ausbau des Flughafens, der kleinere Teil, ca. 130 Mann nach Bensheim Auerbach, um die Rüstungsfabrik des Darmstädter Unternehmers Dr. Hans Heymann in den Räumen des ehemaligen Marmoritwerks aufzubauen.


Grabstätte an der Außenmauer des 
Auerbacher Friedhofs

Dass von dieser Gruppe in der kurzen Zeit bis zu ihrer Befreiung im März ΄45 mehr als 10 Männer starben, zeigt, wie sie von ihrem „Arbeitgeber“ Heymann und dessen Beauftragten behandelt wurden.  Noch heute kann man ihre Namen an der Gedenkstätte sehen, die außerhalb der Friedhofsmauer errichtet wurde.
In den Jahren 1992 bis 2003 wurden von der Stadt Bensheim sechsmal die Überlebenden zu einem mehrtägigen Aufenthalt eingeladen, unter Leitung des inzwischen verstorbenen Nikos Maniatis; dabei wurden auch Interviews geführt und aufge-zeichnet, die inzwischen auch veröffentlicht sind. Dies wurde vorbereitet und ermöglicht durch eine griechisch-deutsche Arbeitsgruppe, die seit 1989 Archivdokumente in Darmstadt und Wiesbaden auswertete und Zeitzeugen befragte.
Diese Besuche und auch einige Kontakte in Athen führten zu engen persönlichen Bekanntschaften und wir können sagen, dass dieses bisher eher vergessene Kapitel unserer Stadtgeschichte doch in vielen Details aufgedeckt wurde. Dass es nicht wieder in Vergessenheit gerät, ist der Sinn solcher Gedenktage, die uns jedoch auch verdeutlichen sollen, was die Ursache der ganzen Leidensgeschichten war: Die rücksichtslose unmenschliche Expansion des faschistischen Deutschland, hier über die Balkanländer ab 1941; dass durch die Besatzung im ersten Winter in Griechenland etwa 100 000 Menschen starben, weil alle Lebensmittel von der deutschen Armee beschlagnahmt und die Importwege blockiert waren, war eine Seite dieser Politik. Als dann im Verlauf des Krieges die Arbeitskräfte für die Rüstungsproduktion in Deutsch-land immer knapper wurden, sollten in den besetzten Ländern Arbeitskräfte beschafft werden; da das kaum auf freiwilliger Basis zu erreichen war, wurden dann solche Razzien durchgeführt wie hier am 17. August 44 in Athen. Auf diese Weise wurden aus ganz Europa  über 8

Mit diesem Plakat mit dem Foto der Erschießungsmauer 
gedachte die Gemeinde Nikaia - Kokkiniá  2004 des
 60. Jahrestages der Razzia

Millionen Menschen in deutsche Fabriken und auf Bauernhöfe getrieben, um als billige Arbeitskräfte ausgenutzt zu werden.
Wenn in den letzten Jahren im Zusammenhang mit der Wirtschafts- und Finanzkrise Griechenland auch bei uns von manchen Medien in ein schlechtes Licht gerückt wurde, sollten wir bei unserer Beurteilung auch diesen geschichtlichen Aspekt nicht außer Acht lassen. 



Morgen am Sonntag, den 17. August 2014
wird in Erinnerung an die Razzia vor 70 Jahren um 11:30 Uhr eine Gedenkfeier an der Grabstätte an der Außenmauer des Auerbacher Bergfriedhof nach orthodoxem Ritus unter Leitung des Archimandriten Myron Kalaitzís, Pfarrer der griechisch orthodoxen Gemeinde Eberstadt stattfinden; dazu sind alle interessierten Bürger herzlich eingeladen.

(Fotos und Textzitate aus: Johannes Krämer, …und dass wir achtgeben auf die nächste Generation. Geschichte der griechischen Zwangsarbeiter in Bensheim-Auerbach, hgg. Von Geschichtswerkstatt“ Jakob Kindinger“ e.V., Bensheim 2008)